Ein Besuch auf der Jugendfarm Botnang
Es scheint fast, als wäre Magie im Spiel. Zumindest ein bisschen. Denn sobald man die Jugendfarm Botnang betritt, schwupp, fühlt man sich wie in einer Kinderbuchwelt – oder wie auf einer großen Abenteuerinsel. Kein Wunder, ist doch der vollständige Name ‚Robinson Jugendfarm Botnang‘.
Das Tobehaus, mit Rutsche aus dem Dachfenster, könnte bei Pippi Langstrumpf im Garten stehen. Wilde Kerle treiben sich in der selbstgebauten Hüttensiedlung rum. Hühner stolzieren gackernd über das Gelände und picken Körner aus Kinderhänden. Der Hühnerstall? Ist selbstverständlich ein umgebauter Bauwagen. Wie bei Pettersson & Findus.
„Ein Hahn hält seine Hühner zusammen. Wenn er fehlt, ist es schwieriger die Hühner abends alle in den Hühnerstall zu bekommen“, erklärt Lisa Beutel, hauptamtliche Mitarbeiterin der Jugendfarm Botnang. Der letzte Gockel hat seine Damen zu sehr beschützt und hier und da in fremde Waden gezwickt. Er ist jetzt bei neuen Hühnern der Hahn im Korb. „Wir haben eine Brutmaschine besorgt und versuchen gerade Küken auszubrüten. Vielleicht ist da der neue Chef dabei.“ Auf der Farm, die es seit 1972 gibt, leben Schafe, Ziegen, Hühner, Enten, Hasen, Meerschweinchen und Katzen. Die Kinder dürfen füttern, pflegen, schmusen und lernen nebenbei Verantwortungsbewusstsein und den vorsichtigen Umgang mit den Tieren. Wenn die Jugendfarm geschlossen hat, kümmern sich Ehrenamtliche um den Futterdienst – dazu werden übrigens immer Freiwillige gesucht!
Wer will fleißige Handwerker sehen?
Es wird geplant, gehämmert, gesägt. Mit echtem Werkzeug werden hier echte Häuser gebaut. Das Ergebnis ist ein herrliches Hüttendorf. Kleinere und mehrstöckige, quadratische und windschiefe Buden erinnern, wie sollte es anders sein, an die Winkelgasse, in der sich Harry Potter seinen ersten Zauberstab kaufte. Und tatsächlich – freie Bauplätze gibt es auf diesem Stückchen Stuttgarts auch noch genug.
Schiff ahoi!
Riesengroßer Pluspunkt ist der kleine Bach, der direkt am Gelände entlangfließt. „Hier werden die tollsten Staudämme gebaut und Wasserschlachten gemacht“, erzählt Beutel strahlend. Schiffchen fahren lassen, Plantschen, Kröten beobachten. Die vielen Bäume, Sträucher, geheimnisvollen Pfade, die große Spielwiese. Dazu der Bastelraum, der Töpferpavillon, das Strohhaus... Was will das Kinderherz mehr?
„Wir wollen dem Prinzip der Jugendfarm treu bleiben“, sagt Beutel, „unser Angebot an die Kinder ist das freie Spiel. Einfach losziehen, Sachen erleben und ausprobieren, den Tag selbstbestimmt gestalten.“. Ja, die Kinder sind viel sich selbst überlassen, werden jedoch nicht alleine gelassen. Denn die Betreuer sind da, unterstützen die Kinder bei ihren Vorhaben, helfen bei Sorgen und Konflikten, haben immer ein offenes Ohr und machen verschiedenste Angebote wie Möbel bauen, Kerzen ziehen, Cupcakes backen. Die schmecken dann sicher so gut wie im Schlaraffenland.
Infos:
Öffnungszeiten: Di bis Fr 13 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr; Ferien: Mo, Di, Mi, Fr 10 bis 18 Uhr, Do 13 bis 18 Uhr. Für Kinder von 6 bis 14, Eltern mit jüngeren Kindern willkommen. Besonderheit: Hausaufgabenbetreuung mit Mittagstisch (Buchung einzelner Wochentage für das ganze Schuljahr möglich), max. 15 Kinder.
von Tina Bähring