Aufzugtestturm

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Ausflug zum neuen Aufzugstestturm in Rottweil

von Annette Frühauf

10.000 Quadratmeter, das sind rund zehn Tennisfelder, beansprucht das Gelände mit dem Testgebäude des ThyssenKrupp Aufzug­testturm in Rott­weil. 40.000 Tonnen Gewicht bringt der Turm auf die Waage. Von der höchsten Besucherplattform Deutschlands kann man bei klarer Sicht bis zu den Alpen blicken.

Wer von Stuttgart über die A 81 kommt, sieht den hellgrau ummantelten, 246 Meter hohen Turm schon rund 20 Kilometer vor der Ankunft. Wir haben uns auf den eineinviertel Stunden langen Weg gemacht, um den Ausblick zu entdecken - noch ist der Himmel wolkenverhangen. Doch die Wetterprognose für den Nachmittag verspricht sonnige Abschnitte, die wollen wir auf der Plattform nicht verpassen. Wir verlassen die Autobahn an der Ausfahrt Rottweil – von dort ist der Weg gut ausgeschildert, außerdem ‚begleitet‘ uns der Turm quasi bis zum Parkplatz im Industriegebiet ‚Berner Feld‘. Immer deutlicher ist seine gewundene Hülle aus Glasfaser zu erkennen. Die fast durchsichtige Membran schützt das Gebäude nicht nur vor intensiver Sonneneinstrahlung, sondern zerlegt auch die Windkraft durch die speziell geformte Außenhaut. Der Stararchitekt Helmuth Jahn, der das Großprojekt zusammen mit dem Stuttgarter Architekten Werner Sobek plante, wollte aus dem Funktionsbau zum Testen von Aufzügen ein Kunstwerk machen. Obwohl das Gebäude von weither sichtbar ist, fügt es sich ins Landschaftsbild ein.

246 Meter in 30 Sekunden

Kurz vor 14 Uhr stehen wir vor dem gläsernen Aufzug, der uns in gut 30 Sekunden und in acht Metern pro Sekunde nach oben befördert. Wenn der Lift beschleunigt, zieht es im Bauch und ein leichter Druck auf den Ohren stellt sich ein. Die Umgebung verschwimmt – zu schnell fliegt die Landschaft vorbei. Und zu schnell wird die Kabine langsamer und mit einem Klingeln öffnen sich die Türen. Bereits aus dem Innenraum sehen wir die schneebestäubte Landschaft. Aber noch besser ist der 360 Grad-Blick von der Terrasse – in südlicher Richtung schaut man direkt auf die Stadt Rottweil. Neben dem rosa Turm der Predigerkirche soll sich ab 2020 eine 600 bis 900 Meter lange Hängebrücke übers Neckartal spannen und die Innenstadt mit dem Turm verbinden. Im Westen entdecken wir die Anhöhen der Schwäbischen Alb. Obwohl die Wolkendecke aufreißt und sich die Sonne immer mehr durchkämpft, bleiben uns die Alpengipfel verwehrt. Dafür zeigt uns eine nette Mitarbeiterin auf ihrem Tablet den Blick bei klarem Wetter. Direkt unter uns am Neckar liegt die Pulverfabrik, die 1843 gegründet wurde und heute zum Industriepfad Rottweil gehört. Klein sind die alten Backsteingebäude und noch winziger die Autos davor.

Plötzlich schwebt ein Transportkorb am Ausleger des Krans vorbei, der noch auf der Turmspitze steht. Die beiden behelmten und gut eingepackten Arbeiter begutachten Teile der Membran. Die Blicke der Besucher sind auf die Ingenieure gerichtet. Ihr Kollege steht auf der Besucherterrasse und ändert die Position des Korbs über eine Fernsteuerung. „Da ist es ja noch kälter als auf der Terrasse“, bemerkt eine Frau mitleidig. Wir haben genug gesehen und schauen uns im Innern noch die kurze Präsentation über die technischen Daten des Test-Turms an. In 12 Schächten werden Aufzüge und Neuerungen mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 18 Metern pro Sekunde getestet und zertifiziert. Der Turm ist die exklusive Testumgebung des MULTI-Systems: Mittels der Magnetschwebebahn-Technologie fahren Aufzüge seillos und auch horizontal innerhalb eines Schachtes. Obwohl die Details beeindruckend sind, freuen wir uns auf die Fahrt nach unten.

Alles auf einen Blick

Das machen wir:
Besichtigung des ThyssenKrupp Aufzug­testturms

Da gehen wir hin:
Rott­weil

So kommen wir hin:
ca. eine Stunde und 15 Minuten mit dem Auto von der Stadtmitte Stuttgart
Parkplatz im Industriegebiet ‚Berner Feld‘

Altersempfehlung:
6-16 Jahren

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