Think creative! Jedes Kind ist ein Künstler

Die Fähigkeit zur Kreativität ist jedem Kind angeboren. Um sein Interesse an künstlerisch kreativem Denken zu wecken und zu erhalten, gibt es einige Tricks, mit denen Eltern ihr Kind unterstützen können. Bereits im Kleinkindalter sollte kreatives Denken den Alltag bestimmen, denn in dieser Zeit sind Kinder offen für alles und möchten die Welt erkunden. Darum können auch Eltern diese Zeit nutzen, um aus ihren Kindern kreative Persönlichkeiten zu machen, die im künstlerischen Schaffen ebenso wie in anderen Lebensbereichen in der Lage sind, kreative Entscheidungen zu treffen.

Frau mit orangenen Haaren und buntem Kleid steht vor einer bemalten Wand.

Zur Person:

Die freischaffende Künstlerin Nana Rogava wurde 1980 in Georgien geboren. Sie ist seit vielen Jahren in Stuttgart als Theaterpädagogin tätig und bietet Kunstkurse im Adolf-Hölzel-Haus in Stuttgart an.

Beobachtung

Eltern haben schon früh die Möglichkeit, durch gemeinsames Beobachten ihre Kinder für Farben und Formen zu sensibilisieren. „Wenn Erwachsene mit den Kindern in die Natur gehen, sollten sie immer wieder Fragen an die Kleinen stellen: Was ist das für eine Form und wo haben wir die schon mal gesehen? An was erinnert dich diese Form?“, rät die Kunsterzieherin Nana Rogava. Dabei bekommen die Kinder kleine Aufgaben, die sie selbständig bewältigen können, und dabei ihr künstlerisches Denken schulen.

„Ein schönes Beispiel für solcherlei Beobachtungen ist das Betrachten von Wolken, die ihre Form immer wieder verändern und der Fantasie des Betrachtenden keine Grenzen setzen“, erklärt Rogava weiter. „Oder die Eltern fragen ihre Kinder, was sie mit einer bestimmten Farbe verbinden: Wo hast du so ein Rot schon einmal gesehen? Hat das Rot im Feuer ebenso geleuchtet, oder war es etwas dunkler?“, beschreibt Rogava. Solcherlei Fragen sensibilisieren das kindliche Gehirn für den Umgang mit Formen und Farbkompositionen.

Kreativer Alltag

Aber auch im Alltag gibt es vielerlei Möglichkeiten, die Kreativität der Kinder anzusprechen. „Neben Farben und Formen von Alltagsgegenständen kann beispielsweise das Kochen ein sehr kreativer Prozess sein, in den man die Kinder mit einbeziehen darf“, betont Rogava, „denn hier können sie erkunden, wie Lebensmittel und Gewürze verwendet und kombiniert werden können.“

Dabei sollten die Kinder möglichst viel Raum und Möglichkeit haben, auf eigene Ideen und Lösungen zu kommen. Das schult das Gehirn und schafft wichtige Voraussetzungen für kreative künstlerische Fähigkeiten.

Basteln

Basteln macht nicht nur Spaß, sondern es fördert auch die Feinmotorik, Konzentration und Kreativität der Kinder. Denn beim Basteln und Kollagieren können Kinder ihre Kreativität ausleben und trainieren. Eltern sollten ihnen natürlich Anregungen geben, beispielsweise mit welchen Materialien sie arbeiten können und wie diese zu bearbeiten sind. Doch das bedeutet nicht, dass zuhause sämtliche Bastelmaterialien zur Verfügung stehen müssen. Oft sind es Alltagsgegenstände oder Recycling-Produkte, aus denen die Kleinen wunderbare Objekte bauen und dazu meist nicht mehr als Schere, Klebstoff und irgendwelche Farben benötigen.

Erste Kunstobjekte

Junge sitz an einem Tisch. Vor ihm liegen viele Malutensilien wie z.B. Farben und Pinsel.
© iStock Photo Attractive

Schon in den ersten Jahren ihres Lebensfangen Kinder an, mit Wachsmalstiften und Buntstiften zu malen und sich auf ihre eigene Art und Weise künstlerisch auszudrücken. Eltern sollten ihnen natürlich beibringen, wie man einen Stift hält und die Farbe auf ein Blatt und nicht auf den Tisch bringt. Ansonsten dürfen sie die Kinder aber nicht mit eigenen Vorstellungen überhäufen, sondern ihnen die Möglichkeit geben, selbst kreativ zu werden. „Auch das Malen mit Wasserfarben ist schon früh möglich und führt bereits im Kleinkindalter zu anschaulichen Bildern, auf die die Kleinen sehr stolz sind“, beobachtet Rogava. Auch mit Fingermalfarben, Seidenmalfarben oder Acrylfarben haben Kinder die Möglichkeit, auf großem Papier kleine Kunstwerke zu kreieren.

Malen ist eine sehr direkte Art für Kinder, ihre Emotionen auszudrücken und sich mit ihrer Umgebung auseinanderzusetzen. „Jeder Strich, den ein Kind auf ein Blatt Papier bringt, ist einzigartig und sollte von den Eltern wertgeschätzt werden“, betont die Kunstpädagogin. Kritik oder Bemerkungen wie „das kannst du besser“ oder „da stimmt etwas nicht“ seien dagegen unangebracht und würden den Kindern den Mut nehmen, neue Wege zu gehen. „Sobald auf einer Fläche etwas sichtbar wird, ist das schon ein genialer Schritt. Das Kind hat etwas erschaffen, das niemand sonst gemacht hat. Wenn es ein Lob dafür bekommt, stärkt dies sein Selbstbewusstsein“, erklärt die Pädagogin.

Kunstschule

Der Besuch einer Kunstschule kann auch ein wichtiger Bestandteil künstlerischer Erziehung sein. „In einer anderen Umgebung als zuhause künstlerisch tätig zu werden, ist ein völlig neues Gefühl“, findet Rogava. Außerdem erfahre man in einer Kunstschule vieles über Techniken, Materialien und Kunsttheorie, was die Möglichkeiten, ein Kunstwerk zu schaffen, erweitere. „Auch die Tatsache, dass man mit anderen zusammen eine Aufgabe gestellt bekommt, ändert die Herangehensweise. Die Kinder machen etwas, beobachten aber auch, was die anderen machen. Daran wachsen sie und werden inspiriert“, sieht Rogava bei ihren Schülerinnen und Schülern.

Museum

Schon für Kinder im Alter von drei oder vier Jahren gibt es geeignete Ausstellungen, bei denen sie die Objekte manchmal sogar fühlen und anfassen können. Aber auch das reine Besichtigen von Kunstwerken beim Besuch einer Ausstellung oder eines Museums kann schon für junge Kinder ein besonderes Erlebnis sein. „Beim Betrachten sind die Kinder für einen Moment mit dem Kunstwerk alleine. Das bringt ihre Seele zur Ruhe und wirkt heilend auf diese“, erklärt Rogava. Wenn dann die Eltern mit den Kindern darüber sprechen, sie gemeinsam überlegen, was ihnen gefällt und was nicht, kann sich ihr eigener Geschmack bilden.

Abstrakte Kunst

Kind mal Vorschlagen aus.

In der abstrakten Kunst geht es überwiegend um Formen und Farben. Sie ist darum, ebenso wie die Formen und Farben der Natur, besonders geeignet, um Kinder künstlerisch zu bilden und ihre Kreativität zu fördern. „Im Übrigen haben gerade Kinder, die noch voller Phantasie und Emotionen stecken, einen leichteren Zugang zu abstrakter Kunst als mancher Erwachsene“, beobachtet Rogava.

Vorlagen

Auch das Nachzeichnen von Vorlagen in Form bereits vorhandener Kunstwerke oder auch Fotos schult den Blick der Kinder und ist ein wertvolles Mittel der Kunsterziehung. „Beim Zeichnen oder Malen aus dem Gedächtnis besteht die Gefahr, dass wichtige Aspekte vergessen oder versehentlich verfälscht werden“, weiß Rogava.

Wenn die jungen Künstler aber eine Vorlage bekommen, ermöglicht diese ihnen vor allem die Feinheiten und Details eines Motivs präzise wiederzugeben. Kreativ können und müssen sie beim Nachzeichnen natürlich dennoch sein. Wenn Proportionen, Formen und Strukturen richtig erfasst wurden, sind der Kreativität keine Grenzen mehr gesetzt.

Moderne Medien

Durch die rasante Entwicklung digitaler Technologien haben sich auch die Möglichkeiten für kreative Ausdrucksformen erweitert. Der Umgang mit modernen Medien ist, gerade für Teenager, ein neuer und wichtiger Bereich künstlerischen Schaffens. „Besonders Jugendliche können perfekt mit den Medien umgehen und lassen im Umgang mit ihnen tolle Designs entstehen“, erklärt Rogava.

Doch die Schulung der Kreativität im Kindesalter sollte ihrer Meinung nach ohne solche Medien erfolgen, da durch die Beobachtung und das Ausprobieren unterschiedlicher Materialien und Techniken die besten Grundlagen für künstlerisches Schaffen entstehen.

Kunstschulen in Stuttgart und der Region