
Hebammenmangel
Werdende Eltern wollen sich um alles bestens kümmern, doch wer kümmert sich um sie? Denn aufgrund eines Mangels an Hebammen bleiben viele Familien auf sich allein gestellt. Für Betroffene gibt es im Großraum Stuttgart einige Anlaufstellen.
Die Schwangerschaft ist eine Zeit der Veränderung, eine Zeit der Unsicherheit und der Fragen. Wohl denen, die jetzt eine kompetente Hebamme an ihrer Seite haben. Die Realität sieht leider ganz anders aus, denn viele werdende Eltern suchen wochen- und monatelang vergebens. Eine Hebamme, die noch freie Kapazitäten hat, ist inzwischen ein rares und kostbares Gut geworden.
Diese Entwicklung betrachten viele Verbände und Vereine mit großer Sorge, etwa der Hebammenverband Baden-Württemberg. Die Sprecherin für Stuttgart, Ruth Hofmeister, fasst die Situation zusammen: „Die Situation für Hebammen und Familien war zwar noch nie toll, aber seit einigen Jahren verschlechtert sie sich zunehmend. Höhere Versicherungsbeiträge, die Zustände im Pflegesystem und immer weiter wachsende Anforderungen an den Beruf Hebamme sorgen dafür, dass viele aufhören und kaum Nachwuchs nachkommt.“
Hebammen sind ein wertvolles Gut
Dabei haben Hebammen einen unschätzbaren Wert für die Eltern. „In dieser sensiblen Zeit der Übergänge brauchen Familien eine kompetente, aber auch Begleitung mit großem medizinischem Wissen.“ Ohne diese Unterstützung können manche Eltern unsicher werden und dadurch zwischen wirklich Bedenklichem und normalem Entwicklungen schwerer unterscheiden.
Zudem können unsichere Familien nach Ansicht von Ruth Hofmeister anfälliger für ungünstige Einflussnahmen werden, die nicht wirklich fundiert sind, etwa von Meinungen aus dem Umfeld oder aus Internetforen.
Hier finden verzweifelte Eltern Hilfe
Die Kreisgruppe Stuttgart des Hebammenverbands Baden-Württemberg hat eine Mailadresse für Härtefälle eingerichtet: Frauen, die keine Hebamme finden, können eine E-Mail an hebammensuche-stuttgart@gmx.de schreiben. Diese wird an einen Verteiler der Hebammen in Stuttgart weitergeleitet. Etwa 25 Prozent der Familien finden so noch eine Hebamme.
Außerdem gibt es sogenannte Hebammensprechstunden. Diese Beratungen für Eltern und Familien finden zu festen Uhrzeiten statt und können ohne Terminvereinbarung wahrgenommen werden. In Stuttgart bietet beispielsweise pro familia solch eine Sprechstunde mit einer Hebamme an. Auf der Website unter www.profamilia.de/bundeslaender/baden-wuerttemberg/beratungsstelle-stuttgart/beratungsangebote/schwangerschaft-und-elternschaft finden Interessierte weitere Informationen. Die Stadt Ludwigsburg hat ebenfalls eine allgemeine Hebammensprechstunde eingerichtet. Auf der Website der Stadt unter www.ludwigsburg.de/,Lde/start/stadt_buerger/hebammensprechstunde werden die Termine bekannt gegeben.
Zum Schluss wünscht Ruth Hofmeister den Eltern noch viel Kraft: „Überall auf der Welt bekommen Frauen Kinder unter sehr widrigen Bedingungen und ich staune immer wieder, wie viel Kraft, Mut und ganz tiefes Wissen Frauen haben. Das gilt auch bei uns: Seid in Verbindung mit Eurem Baby, spürt hin, vertraut auf Euch beide, Ihr seid ein Team.“
Wer sich rund um den Hebammenmangel informieren möchte, findet weitere Informationen unter www.unsere-hebammen.de/
Werdet aktiv!
Ruth Hofmeister zeigt wie:
• Auf die erfolglose Hebammensuche aufmerksam machen, etwa über die Landkarte der Unterversorgung: https://www.unsere-hebammen.de/aktionen/unterversorgung-melden/
• Die Krankenkassen nicht aus der Verantwortung lassen, Betroffene können sich auch hier beschweren
• Politiker vor Ort ansprechen und auf die Umstände aufmerksam machen
• Sich bei Motherhood e.V. engagieren: https://mother-hood.de/
