Freiwilligendienst in der Region
FSJ, FÖJ, BFD – viele Buchstaben, die viele schon einmal irgendwo gelesen oder gehört haben. Freiwilligendienste vermitteln einen guten Einblick in einen Beruf und können ein gutes Spielfeld für persönliche Erfahrungen sein.
Ausgeschrieben heißen diese Kürzel „Freiwilliges Soziales Jahr“ (FSJ), „Freiwilliges Ökologisches Jahr“ (FÖJ) und „Bundesfreiwilligendienst“ (BFD). Diese drei sind allesamt sogenannte Freiwilligendienste, sprich eine ehrenamtliche Arbeit in verschiedenen Einsatzstellen, die durch einen Träger vermittelt wird. Ein solcher Träger ist zum Beispiel der Internationale Bund e. V., kurz IB. Stefanie Recht und Lea Brodbeck arbeiten als pädagogische Mitarbeiterinnen und sind zudem für die Öffentlichkeitsarbeit der Freiwilligendienste in Stuttgart zuständig. „Der Freiwilligendienst ist nach dem Ende des Zivildienstes viel mehr in das Bewusstsein der Menschen gerückt, aber die Historie ist deutlich länger. Der IB bietet beispielsweise seit über 50 Jahren das FSJ an“, erläutert Stefanie Recht den Hintergrund.
Bildungs- und Orientierungsjahr
Der Freiwilligendienst dient als zusätzliche Unterstützung in sozialen Einrichtungen. Dabei werden die Freiwilligen arbeitsmarktneutral eingesetzt, das heißt, sie nehmen niemandem einen Arbeitsplatz weg, sondern ihre Leistung ist ein Zusatz für die jeweilige Einsatzstelle. „Der Freiwilligendienst ist eine Art Bildungs- und Orientierungsjahr. Den jungen Menschen wird durch den Freiwilligendienst ein Einblick in das Arbeitsleben ermöglicht, wodurch sie ihre persönlichen und sozialen Kompetenzen erweitern können“, beschreibt Lea Brodbeck die Absicht hinter dem Angebot. In Stuttgart ist der IB Kooperationspartner der Stadt, somit werden die städtischen Stellen, beispielsweise in Bezirksämtern oder städtischen Einrichtungen, durch den IB vergeben. „Natürlich sind die größten Einsatzbereiche Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulbegleitungen oder in der Pflege. Aber ein Freiwilligendienst ist in vielen verschiedenen sozialen Einrichtungen und Bereichen möglich, wie etwa in der Haustechnik, Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit oder in Laboren“, erklärt Stefanie Recht. Allein beim IB wählen Interessenten aus einem Pool von über 500 Stellen im Großraum Stuttgart.


Eine Auswahl von Trägern von Freiwilligendiensten im Großraum Stuttgart
- Internationaler Bund e.V., Freiwilligendienste Stuttgart, T. 849478-0,
freiwilligendienste-stuttgart@ib.de, www.internationaler-bund.de/standort/210918/
- Freiwilligendienste in der Diözese Rottenburg-Stuttgart gemeinnützige GmbH,
https://freiwilligendienste-rs.de/
- Caritasverband für Stuttgart, Ursula Class, T. 213216-74, freiwilligendienste@caritas-stuttgart.de,
www.freiwilligendienste-stuttgart.de
- eva Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V., Christian Musse, T. 2054-238, Christian.Musse@eva-stuttgart.de,
www.eva-stuttgart.de/mitarbeit/freiwilligendienste/
- Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg, Regionalbüro Stuttgart, T. 61926-161
www.wohlfahrtswerk.de
- Arbeiter-Samariter-Bund
Region Stuttgart: www.asb-stuttgart.de
Esslingen: www.asb-es.de
- Bundesagentur für Arbeit,
www.arbeitsagentur.de/bildung/zwischenzeit/freiwilligendienst-leisten


Welcher Freiwilligendienst?
Dabei fällt die Wahl gar nicht so leicht, denn zunächst einmal muss entschieden werden, ob ein FSJ, ein FÖJ oder der BFD in Frage kommt. Der größte Unterschied liegt in der Altersbeschränkung: Das FSJ und das FÖJ richten sich an Menschen ab Beendigung der Schulpflicht bis zu 26 Jahren, der BFD ist ohne Altersbeschränkung. FSJ und BFD haben zudem einen sozialen Schwerpunkt, es geht also um den Einsatz für Schwächere, seien es Kinder, Senioren, Kranke oder Menschen mit Einschränkungen und Behinderungen. Das FÖJ wird in Einrichtungen mit ökologischem Fokus absolviert, wie etwa in Einrichtungen der Landschaftspflege, des Naturschutzes, der Umweltbildung oder auf Bauernhöfen.
Die allgemeinen Rahmenbedingungen umfassen eine Mindestlaufzeit von sechs und eine Maximallaufzeit von 18 Monaten. Die individuelle Dauer ist abhängig von der jeweiligen Dienststelle. Die Teilnehmer sind 100 Prozent sozialversichert und werden durch den Träger pädagogisch betreut. Zudem bekommen sie ein monatliches Taschengeld. Voraussetzungen gibt es kaum, es darf lediglich keine Schulpflicht mehr bestehen. „Es ist egal, ob jemand die Schule abgeschlossen oder abgebrochen hat, wichtig ist beim Freiwilligendienst die eigene Motivation“, sagt Lea Brodbeck.
Einige Träger bieten noch den EFD, den Europäischen Freiwilligen Dienst, oder das ESK, einen Freiwilligendienst im Rahmen des Europäischen Solidaritätkorps. Hier findet das Engagement im europäischen Ausland statt und Teilnehmende müssen volljährig sein. Die detaillierten Rahmenbedingungen erfährt man vom jeweiligen Träger, etwa den Freiwilligendiensten in der Diözese Rottenburg-Stuttgart gemeinnützige GmbH.
Schnuppern ohne Risiko – die Vorteile der Freiwilligendienste
Während man in der Schulzeit und Ausbildung um Noten bangen muss, sind die Freiwilligendienste innerhalb ihres Rahmens die perfekte Möglichkeit, ohne großes Risiko in einen Arbeitsbereich reinzuschnuppern. Weitere Vorteile für die Freiwilligen fasst Stefanie Recht zusammen: „Die Freiwilligen bekommen erste Berufserfahrungen, sie können ihre eigene Motivation überprüfen und lernen neue Fähigkeiten, beziehungsweise bauen vorhandenen Kompetenzen weiter aus. Zudem können die Freiwilligen perfekt die Zeit überbrücken, bis sie eine Ausbildung oder Ähnliches beginnen.“
Wer möchte, kann sich zum Abschluss zusätzlich zum Zertifikat ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ausstellen lassen, indem geschrieben steht, welche Tätigkeiten verrichtet wurden und erbrachte Leistung bewertet wird. Dieses Zeugnis kann gerade bei Bewerbungen sehr hilfreich sein, nicht nur für Ausbildungen in diesem Bereich, sondern auch bei vielen Universitäten, beispielsweise beim Anrechnen eines Wartesemesters oder durch den positiven Einfluss bei der Bewerbung von NC-Studiengängen.
Bewerbung und Ablauf
Zumeist kann man sich beim Träger per Post oder per E-Mail bewerben. In einem anschließenden Infogespräch wird gemeinsam mit dem Träger eruiert, wo die persönliche Motivation liegt, was man sich von dem Einsatz erhofft und welche Dienststelle sich dazu am besten eignet. „Alle Interessenten stellen sich auch bei der jeweiligen Dienststelle persönlich vor und hospitieren ein paar Stunden“, erläutert Lea Brodbeck das Vorgehen beim IB. So kann jeder davor schauen, ob die Stelle den eigenen Vorstellungen und Wünschen entspricht, ob man zum Team passt oder lieber noch einmal nach einer anderen Stelle schaut. Während des Dienstes wird man eng vom jeweiligen Träger pädagogisch betreut und begleitet. So bieten die Träger passende Seminare in Gruppen an, veranstalten zusätzliche Events sowie Treffen und dienen auch als Kontaktstelle bei Konflikten.
Wer nun neugierig geworden ist, kann auf den verschiedenen Webseiten der Träger (siehe Infobox) weiter stöbern und für sich entscheiden, ob und wie er sich engagieren möchte. Denn die Freiwilligendienste sind nicht nur eine weitreichende Erfahrung für einen selbst, sondern sie dienen der Gemeinschaft, dem Gemeinwohl und der sozialen Gerechtigkeit.