Familienleben ohne Auto - geht das?!
Kein Gaspedal im Alltag
Ein Auto ist praktisch, um längere Strecken bequem zurückzulegen und Einkäufe, Kind und Kegel zu transportieren. Doch gerade in großen Städten und ihren Randgebieten entscheiden sich junge Familien aus verschiedenen Gründen immer mehr für ein autofreies Leben. Damit reduzieren sie die Treibhausgasemissionen und haben noch viele weitere Vorteile.
Immer mehr Studien zeigen, dass gerade junge Menschen nicht mehr so leidenschaftlich und zwingend Auto fahren, wie die Generation vor ihnen. Die Umwelt belastende Schadstoffe, hohe Energiepreise, mangelnde Parkplätze und Staus sind nur einige von vielen Gründen, die das Umdenken in der Gesellschaft vorantreiben. Ob ein Leben mit oder ohne Auto für den Einzelnen sinnvoll ist, entscheiden am Ende die individuellen Umstände. Während es in Großstädten kein Problem ist, ohne eigenen PKW auszukommen, ist es in ländlichen Gebieten noch fast unmöglich.
Drei Kinder, kein Auto
Familie Bauer lebt mit drei Söhnen im Alter von 5, 14 und 17 Jahren im Stuttgarter Westen, nahe einer Bus- und U-Bahn-Haltestelle. „Wir haben bei der Wohnungssuche immer darauf geachtet, dass wir gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden sind“, erklärt Mutter Judith Bauer. Sie und ihr Mann Alexander Bauer haben schon immer in einer Großstadt gewohnt und noch nie ein eigenes Auto besessen. „Zu zweit war das ja sowieso kein Problem, und mit dem ersten Kind sind wir dann so reingewachsen in das Familienleben, ohne je ein Auto anschaffen zu wollen“, erinnert sich der Vater.

Bus und Bahn

Die meisten Wege legte Familie Bauer schon immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Darum kennen sich die großen Jungs heute sehr gut aus im öffentlichen Nahverkehr. Seit der 2. Klasse fahren sie alleine in die Schule, zu Freunden oder was sonst so ansteht. „Damals wurden die Schulkameraden noch alle von ihren Eltern begleitet, aber das wäre bei uns ja nicht möglich gewesen“, erzählt die Mutter. Das war auch nicht notwendig, denn mit großer Selbstverständlichkeit haben sich die Jungs in den öffentlichen Verkehrsmitteln bewegt, die ihnen ja von Klein auf vertraut waren. Mittlerweile kann der 17-jährige Elias selbst den Besuch bei seinen Großeltern in Frankfurt alleine mit der Bahn bewältigen.
Arzt, Kita, Einkaufen
Seit zwei Jahren hat Familie Bauer ein von der Stadt Stuttgart subventioniertes Lastenfahrrad, das sie für Wege wie zur Kita oder zum Kinderarzt benutzt. Ansonsten erledigen sie vieles zu Fuß, wenn größere Einkäufe gemacht werden müssen, meist mit dem Bollerwagen. „Allerdings gehen wir nicht so oft groß einkaufen, sondern jeder von uns kauft immer wieder ein paar Kleinigkeiten ein, das haben wir uns so angewöhnt“, beschreibt Alexander Bauer. Getränkekisten haben sie auch keine zu schleppen, da sie das Wasser aus dem Wasserhahn trinken: „Das wäre mir schon zu umständlich, es in den 3. Stock zu tragen“, verrät Judith Bauer mit einem Schmunzeln.
Gemeinsame Zeit
Auch der kleine Mika ist es gewohnt, nicht ins Auto zu steigen, wenn er mit seinen Eltern die Wohnung verlässt. „Zusammen loszulaufen ist ein schönes Gefühl“ für Judith Bauer, „denn beim Laufen können gerade Kinder so vieles entdecken, was ihnen vom Auto aus nicht aufgefallen wäre.“
Und auch die Zeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln ist für die Bauers immer wertvolle Zeit, die sie zusammen verbringen: „Wir haben immer etwas zu lesen dabei oder unterhalten uns über alles Mögliche, wenn wir mit Öffis unterwegs sind“, freut sie sich. Und in den Sommer-Urlaub nach Italien sei die Familie mit dem Schlafwagen gefahren, was „für alle ein Erlebnis“ war.