Eltern fragen, ExpertInnen antworten – Kinder zweisprachig erziehen
Elternfrage
„Mein Mann und ich bekommen in einem halben Jahr unser erstes Kind. Ich komme aus Spanien, mein Mann ist Deutscher. Wir überlegen, ob wir unser Kind zweisprachig erziehen sollen. Wie soll man es am Besten anstellen?“
Expertenantwort
Sprechen lernen ist zunächst ein unbewusster Prozess! Wie beim Hausbau entstehen ein, zwei oder mehrere Häuser, welche den jeweiligen Sprachen zugeordnet sind. Hierfür braucht das Kind seine Eltern, die erfahrenen „Architekten“. Das Kind orientiert sich beim Sprachenlernen an seinen Eltern, sie sind sein Sprach-Vorbild.
Es gibt drei einfache, hilfreiche Regeln:
a) eine Person – eine Sprache: Die Mutter spricht zum Beispiel Spanisch, der Vater Deutsch mit dem Kind.
b) Familien Sprache – Umgebungssprache: Beide Eltern sprechen zum Beispiel Spanisch. Im Kindergarten lernt es von anderen Kindern und Erzieherinnen dann die Umgebungssprache.
c) Wichtig ist immer eine klare Trennung der Sprachen! Zum Beispiel beim Bäcker spricht die Mutter Deutsch mit der Verkäuferin, mit dem Kind jedoch Spanisch.
Ungünstig ist, wenn Eltern die Sprachen mischen, zum Beispiel im Gespräch oder gar mitten im Satz. Auch das Übersetzen einzelner Worte, die das Kind nicht kennt, ist ungünstig. Hat zum Beispiel die Mutter den Eindruck, das Kind habe sie nicht richtig verstanden, kann sie einfach das Wort umschreiben oder durch Zeigen das Sprachverständnis unterstützen. So kann das Kind den Wortschatz der jeweiligen Sprache erlernen, befindet sich in einer Sprache und kann diese später von der anderen Sprache unterscheiden, ohne die Sprachen zu mischen. Sonst kann es zu Problemen in Satzbau, eingeschränktem Wortschatz und Sprechen mit Akzent führen.
Wenn Eltern zum Beispiel mit Akzent oder falschem Satzbau mit ihrem Kind Deutsch sprechen, kann es Aussprache und Grammatik nicht korrekt oder nur mühsam erlernen. Häufig sprechen Eltern kurz vor Kindergarteneintritt mit dem Kind in der Umgebungssprache, wenn es diese noch nicht kennt. Die Eltern verwirren jedoch ihr Kind mit dem Mischen der Sprachen, was eine Sprachstörung zur Folge haben kann. Manche Kinder benötigen dann eine logopädische Behandlung. Hier werden auch die Eltern beraten, wie sie mit ihrem Kind sprechen und es unterstützen können.
Auch das Vorlesen von Bilderbüchern, Büchern und das Geschichtenerzählen sind zur Unterstützung des Spracherwerbs sehr, sehr wichtig.

Zur Person
Christine Moritz ist Logopädin, Klinische Lerntherapeutin und ENWAKO-Trainerin mit eigener Praxis in Fellbach
www.logopaedie-moritz.de