Mehrere Menschen stehen auf einem Rasenstück vor einer Eltern-Kind-Kur und haben gemeinsam Spaß mit einem großen bunten Schwungtuch.
Eltern-Kind-Kur (©Kur- u. Reha GmbH Nohfelden)

Eltern-Kind-Kuren können einiges bewirken

01.03.2020

Welche Mutter oder welcher Vater leidet nicht unter dem Balanceakt zwischen Beruf und Familie? Permanenter Zeitdruck und Stress können die Stimmung zu Hause nachhaltig trüben. Oftmals kommen gesundheitliche Beschwerden oder Beziehungsprobleme als weitere Belastungsfaktoren hinzu. Um einen Anspruch auf eine Mutter-/Vater-Kind-Kur zu haben, müssen Betroffene nicht völlig auf dem Zahnfleisch gehen.

„Oftmals bemerken Eltern zuerst daran, dass sie nur noch gereizt sind, dass etwas nicht stimmt. Viele schreien dann die Kinder viel an, obwohl sie das eigentlich gar nicht wollen. Dann bekommen sie ein schlechtes Gewissen und geraten in eine Negativspirale, aus der sie nicht mehr alleine rausfinden“, berichtet Fricka Schüle, die beim Arbeitskreis Familienhilfe zu Kurmaßnahmen berät. Aufschlussreich ist der Kur-Test auf der Homepage des Müttergenesungswerkes. Dort erhalten Interessenten schnell einen Eindruck, ob eine Kurmaßnahme sinnvoll sein könnte.

Prinzipiell wenden sich solche Maßnahmen nicht nur an Mütter, sondern auch an die Väter. Sie dauern drei Wochen und werden bis auf einen geringen Selbstanteil von den Gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Privatversicherte erhalten in der Regel keine Erstattung, es sei denn, sie stehen in einem Beamtenverhältnis mit Beihilfeanspruch. Familien-Kuren werden nur in Ausnahmefällen übernommen.

Ziele und Grenzen

Während die Kinder betreut sind, erhalten die Mütter oder Väter Anwendungen, die je nach Indikation die innerfamiliäre Situation verbessern sollen. Schüle formuliert als wichtiges Ziel, dass die Eltern im Schonraum des Kuraufenthalts wieder einen positiven Blick auf sich und die Kinder bekommen sollen. Unter anderem Achtsamkeitsübungen und Entspannungsyoga würden dazu beitragen, die Aufmerksamkeit wieder auf die wichtigen Dinge des Lebens zu lenken.

Dass gerade die Kliniken der Familienhilfe im Schwarzwald über ein schlechtes WLAN-Netzwerk verfügen, hält sie für eine positive Begleiterscheinung, zumal die permanente Beschäftigung mit dem Mobiltelefon den Eltern viel Aufmerksamkeit und Energie raube. Ein Kuraufenthalt habe aber, ergänzt Schüle, auch seine Grenzen. Gerade mit kleinen Kindern ohne Betreuungserfahrung stellt sich die ersehnte Entspannung unter Umständen nicht so ein wie erhofft, denn einige würden sich nicht ohne Weiteres fremdbetreuen lassen. Während Kinder im Kindergartenalter nicht selten eine Woche benötigen würden, um sich an das neue Umfeld zu gewöhnen, gestalte sich der Kuraufenthalt mit größeren Kindern meist etwas einfacher.

Beratungsstellen

Fricka Schüle von der Familienhilfe sieht einen deutlichen Mehrgewinn, wenn Eltern den Kuraufenthalt über eine Beratungsstelle planen. Neben der Unterstützung bei der Antragstellung, beim Ausfüllen der Unterlagen und Unterstützung bei eventuellen Widersprüchen der Krankenkasse, erfahren die Interessenten beim Beratungsgespräch auch, was sie sich von einer Kurmaßnahme versprechen können. Durch eine Vor- und Nachbereitung des Aufenthalts könne dieser nachhaltiger wirken.

„Wir möchten die alltägliche Situation genau betrachten und auch verbessern. Oftmals empfehlen wir sogar, erst an der Situation zu feilen und dann in Kur zu gehen. Hat eine Frau sich gerade von einem Partner wegen häuslicher Gewalt getrennt, hat ein Kuraufenthalt beispielsweise einen größeren Effekt, wenn sie erst umzieht und dann zur Kur geht. Der Zeitpunkt der Kur ist entscheidend für deren Effekt. Wir bieten rund um die Kur eine Vorbereitung und Nachbereitung an. Wenn zum Beispiel Stress durch ein schlechtes soziales Netzwerk entstanden ist, zeigen wir den Betroffenen, wie sie dieses verbessern können und welche Hilfe sie vor Ort bekommen können“, berichtet Schüle aus ihrer Erfahrung. Die Beratungsangebote bei der Familienhilfe und beim Müttergenesungswerk sind kostenfrei.

Auf der Homepage des Müttergenesungswerkes erhält man Auskunft über einige lokale Beratungsstellen im Stuttgarter Raum:

www.muettergenesungswerk.de

Fricka Schüle berät in der Beratungsstelle des Arbeitskreises für Familienhilfe e.V. in Stuttgart:
Tel. 0711-626022

Der Eigenanteil für eine Kurmaßnahme/ 21 Tage beträgt 10 Euro pro Tag, also insgesamt 210 Euro. Mütter/Väter die Hilfeempfänger sind, können sich von der Zuzahlung von ihrer Krankenkasse befreien lassen.