Eltern fragen, ExpertInnen antworten – Kinder im Scheidungskonflikt
„Wie schaffen wir es als Eltern, dass unsere Kinder nicht in den Scheidungs-Konflikt mit hineingezogen werden?“
Expertenantwort
„Jedes Jahr gibt es 120 000 minderjährige Scheidungskinder. Viele leiden sehr unter der Trennung. „Untersuchungen zeigen, dass Scheidungskinder in der Schule oft schlechter abschneiden, häufiger unter Ängsten leiden und mehr psychische Probleme haben. Jungen leiden noch mehr als Mädchen. Die Langzeitfolgen haben ihre Ursache in der extremen Belastung, die die Scheidung mit sich bringt. Für Kinder bricht ihr äußeres und inneres Zuhause zusammen. Als ich vor 20 Jahren ein Mediationsinstitut gegründet habe, war meine Vision, dass Paare nach einer fairen Trennung ein gutes Elternteam werden. Ziel ist ein gutes Leben für alle Beteiligten auf der Grundlage einer einvernehmlichen Lösung, mit der alle gut leben können.
Eltern können sehr viel dafür tun, um diese schwerwiegenden Auswirkungen auf ihre Kinder zu vermeiden. Für ein Kind ist es schlimm, wenn es für oder gegen einen Elternteil Partei ergreifen soll. Sehr schmerzhaft ist es für ein Kind, wenn ein Elternteil zunehmend ausgeschlossen wird. Kinder, die keinen Kontakt zum Vater oder zur Mutter haben, leiden am schwersten und am längsten. Die Eltern sollten in dieser schwierigen Übergangsphase noch bewusster sich selbst, den Partner und die Kinder im Blick haben, sich aussprechen, genau zuhören, sich einfühlen, gut kommunizieren.
Aus der Sicht und den Bedürfnissen von Kindern ist es wichtig, dass sie glaubhaft vermittelt bekommen, dass beide Eltern auch in Zukunft für sie da sind. Kinder wollen die Wahrheit wissen. Kinder brauchen Sicherheit. Kinder wollen nicht schuld an der Trennung sein. Streit um einen neuen Partner oder Unterhaltszahlungen überfordern sie. Kinder wünschen sich, dass Mama und Papa sich und sie fair behandeln. Sie wollen auch in der Krise Lichtblicke erleben und die Hoffnung auf eine gute Zukunft haben.
Bereits wenn der Gedanke an Scheidung aufkommt, wenn das Gefühl entsteht, „wir schaffen das nicht mehr alleine“, können Eltern möglichst schnell und ohne Scham einen zertifizierten und praxiserfahrenen Mediator einbeziehen. Eine faire Trennung ist im Kern eine kommunikative Beziehungsarbeit. Mediation ist hierfür ein erfolgreiches und gesetzlich anerkanntes Verfahren. Die einvernehmliche Lösung, mit der alle Beteiligten gut leben können, wird in einem Vertrag festgehalten und bildet dann die gültige Grundlage einer Scheidung. In der Mediation sprechen wir hier von einer win-win-Lösung.

Zur Person
Siegfried Rapp, Zertifizierter Mediator, Ausbilder, Supervisor, Coach, Autor, Gründer und Leiter des LIKOM Instituts, Telefon: 07141-6887999