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Drogen und Jugendliche: Trends, Risiken und wie Eltern richtig reagieren

24.04.2025

Mehr Zeit mit Freunden, sich abgrenzen vom Elternhaus und Verbotenes probieren: Das gehört bei den meisten Jugendlichen zur Pubertät dazu. Dabei können auch Drogen eine Rolle spielen. Zehn Prozent der zwölf bis 17-Jährigen gab in einer Studie aus 2019 an, einmal illegale Drogen konsumiert zu haben. Doch welche Konsumtrends gibt es bei Jugendlichen? Und wie sollten Eltern reagieren, wenn sie herausfinden, dass ihr Kind Drogen nimmt?

Eine Übersicht

 

Tabak und Alkohol sind immer noch die Drogen, mit denen die meisten Jugendlichen irgendwann einmal in Berührung kommen. Was den regelmäßigen Alkoholkonsum angeht, sind die Zahlen allerdings rückläufig, sagt Laura Brungs von „Keine Macht den Drogen“. Anders sieht es beim Rauschtrinken aus. Hier sind die Zahlen nach Corona wieder gestiegen und das obwohl Alkoholtrinken im Zusammenhang mit mehr als 200 verschiedenen negativen gesundheitlichen Folgen trinken steht.

Darunter fallen nicht nur Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten, sondern auch Unfälle, Verletzungen und Gewalt, die von Alkoholkonsum begünstigt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung geht mittlerweile davon aus, dass es keinen risikofreien Alkoholkonsum gibt. Selbst geringe Mengen können laut DGE negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben – vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

Die Zahlen rauchender Jugendlicher ist laut Brungs bis zum Jahr 2021 rückläufig gewesen, seitdem gehen die Zahlen wieder nach oben. Der Grund dafür: neue Nikotinprodukte, die im Trend sind.

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Vapes zum Beispiel sind bei Jugendlichen immer beliebter.
Fast jeder vierte Schüler gibt im Präventionsradar der DAK-Gesundheit an, schon einmal eine E-Zigarette probiert zu haben. In den Vapes ist ein Liquid, das durch Erhitzen verdampft. Dieser Dampf wird inhaliert. Das Tückische: Vapes sehen optisch harmlos aus, sind knallig und bunt designt und oft mit fruchtigen Geschmacksverstärkern versetzt. In der Öffentlichkeit werden E-Zigaretten und Vapes als weniger schädliche Alternativen zu Tabakzigaretten wahrgenommen. Dieser Mythos sei aber inzwischen widerlegt, so Laura Brungs.

 

 

 

 

Ein weiterer Trend: Snus. Auch genannt Pouches, Nikotinkissen, Nicopods oder Nic-Bag.
Sie sehen aus wie kleine Teebeutel und enthalten ein Pulver aus Nikotinsalzen und Trägerstoffen. Man schiebt sie sich zwischen Zahnfleisch und Oberlippe. Über die Schleimhäute werden dann Inhaltsstoffe wie Nikotin und Aroma aufgenommen. Da sie im Mund von außen kaum zu erkennen sind, werden Nikotinbeutel oft auch unbemerkt konsumiert.


Cannabis ist für unter 18-Jährige genauso wie Tabak immer noch eine illegale Droge.
Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat fast die Hälfte der 18- bis 25-Jährigen schon einmal Cannabis konsumiert, bei den 12- bis 17-Jährigen sind es rund acht Prozent. Cannabis wird auch als Oberbegriff für Haschisch (gepresstes Harz) und Marihuana (getrocknete Blüten) verwendet. THC, oder Tetrahydrocannabinol, ist der Hauptbestandteil von Cannabis, der für die psychoaktiven Effekte verantwortlich ist. Cannabisrausch hat in erster Linie psychische Wirkungen und verstärkt vorhandene Gefühle und Stimmungen, negative wie positive. Das Risiko für Psychosen wird durch Cannabis-Konsum nachweislich erhöht.

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Auch Schmerzmittel werden immer häufiger als Drogen missbraucht.
„Vor allem geht es hier um Opiate wie Tilidin, Codein oder Tramadol“, sagt Maximilian Kiefer von „Release“. Die Medikamente werden eigentlich als Beruhigungsmittel zur Schmerzlinderung eingesetzt, wirken als Drogen in geringen Dosen euphorisierend und lösen ein wohliges, geborgenes Gefühl beim Konsumenten aus. Es können Gefühlsschwankungen, Unruhe, Reizbarkeit, Magenschmerzen und Schlafstörungen bis hin zu Bewusstseinstrübungen und akuten Vergiftungserscheinungen auftreten. Schmerzmittel wie Codein, das auch als Hustenstiller verabreicht wird, machen psychisch abhängig.

Lachgas ist ein farbloses Gas aus der Gruppe der Stickoxide. In der Medizin kommt es als leichtes Narkosemittel zum Einsatz, aber auch Jugendliche greifen immer häufiger als Rauschmittel darauf zurück. Der Grund: Lachgas ist leicht zugänglich, zum Beispiel als Treibgas in Sahnespenderkapseln. Der Konsum bewirkt einen sehr schnellen, sehr kurzen Rausch, angenehme Gefühle und oft auch damit verbundene Halluzinationen. „Jugendliche konsumieren das zum Beispiel über einen Luftballon oder direkt aus der Kartusche“, so Laura Brungs.
Die Hemmschwelle sei gering, weil es oft mit Helium verwechselt wird. Dabei ist der Konsum gefährlich. Das Gas ist extrem kalt, es kann zu Erfrierungen an Mund, Lippe, Rachen oder sogar der Lunge kommen. Langfristig kann Lachgaskonsum das Nervensystem oder das Rückenmark schädigen.

Energydrinks versprechen Leistungsfähigkeit, können besonders für Kinder und Jugendliche aber gesundheitsschädlich sein und abhängig machen. Der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zufolge trinken 68 Prozent der Jugendlichen in der EU Energydrinks – und nicht gerade wenig. Jeder vierte junge Konsument trinkt drei oder mehr Dosen auf einmal. Folgen können Schlaflosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Angstzustände und Stress sein. „Besonders für Kinder oder Jugendliche, die noch nicht erkannte Herzprobleme haben, kann es sehr gefährlich werden“, sagt Brungs.

Unter den Begriff Neue Psychoaktive Substanzen (NPS) fällt eine Vielzahl von synthetischen, im Labor entwickelten Substanzen. Meist ähneln sie in ihrer Wirkung bekannten Substanzen wie Cannabis, Ecstasy oder Amphetamin. Die Hersteller versuchen durch kleine chemische Veränderungen, Verbote zu umgehen und neue Produkte auf den Markt zu bringen. Sie enthalten psychoaktive Wirkstoffe, die das zentrale Nervensystem beeinflussen und werden als zweckentfremdete Produkte angeboten, zum Beispiel als Badesalze oder Kräutermischungen. Die Substanzen werden je nach Erscheinungsform, geraucht, geschluckt oder geschnieft. Die Inhaltsstoffe, die auf der Verpackung angegeben werden, entsprechen meist nicht der tatsächlichen Zusammensetzung, was die Gefahr einer Überdosierung birgt.

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Früher Drogenkontakt

Was alle Drogen gemeinsam haben: Jugendliche kommen heutzutage laut Laura Brungs oft über Social Media Kanäle zum ersten Mal damit in Kontakt „Früher kam das eher über den Freundeskreis“, sagt sie. Auf TikTok oder Instagram kursieren Videos von jungen Menschen, die von ihrem Rausch berichten oder sich dabei filmen. Das führe dazu, dass auch Jugendliche, die vielleicht sonst noch gar keine Berührungspunkte zu Drogen hatten, damit konfrontiert werden. Auch die Kontaktaufnahme zu Dealern erfolge häufiger über soziale Netzwerke.

Was Eltern tun können

Was tun, wenn das eigene Kind Drogen konsumiert? Ins Gespräch gehen, sagt Maximilian Kiefer von Release. „Es ist wichtig, in Beziehung zu bleiben und zu zeigen, dass man für das Kind da ist“. Gleichzeitig rät er Eltern, klare Grenzen aufzuzeigen und Regeln aufzustellen, wie kein Konsum zuhause und keine Aufbewahrung zuhause. Außerdem sollten Eltern die negativen Konsequenzen des Konsums nicht für das Kind auffangen. „Das müssen die Jugendlichen selber spüren.“ Im Zweifel sei immer der Besuch in einer Beratungsstelle möglich.

 „Keine Macht den Drogen“ bietet unter kmdd.de kostenlose, virtuelle Elternabende an mit Informationen zu Cannabis oder Suchtprävention. Es gibt auch spezielle Adventure-Camps für Jugendliche.

Betroffene Eltern und Jugendliche können sich auch an „Release Stuttgart“ wenden, Tel. 60173730 , release-stuttgart.de