Schnulli, Nuggi, Nunni, Duddu oder Diddi - so klingt eines der ersten Worte unserer Sprösslinge - gleich nach Mama oder Papa. Der Schnuller ist für viele Babys von enormer Wichtigkeit. Gesaugt wird nämlich nicht nur, um den Hunger zu stillen, sondern auch zur Beruhigung und zum Trösten. Aber irgendwann ist es dann soweit: Der Abschied vom Schnuller naht und kann zu einer echten Herausforderung für die ganze Familie werden.

Gründe für das Schnuller Abgewöhnen

Auch meine Kinder wollten ihren Schnuller partout nicht abgeben. Ich erinnere mich an mehrere Besuche beim Kinderarzt und nach dem dritten Lebensjahr beim Zahnarzt, wo das Thema Abgewöhnung im Raum stand. Zu diesem Zeitpunkt ist das Milch-Gebiss nämlich meistens bereits vollständig ausgebildet und das dauernde Nuckeln kann zu Fehlstellungen der Schneidezähne führen. Außerdem weist die Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (GZFA) darauf hin, dass auch die Zunge in ihrer natürlichen Ruhelage gestört werde und somit die Sprach- und Schluckentwicklung beeinträchtigt werden könne. Die Folge kann eine undeutliche Aussprache oder Lispeln sein.

Der richtige Zeitpunkt

Die Kinderärztin und Buchautorin Dr. Ursula Keicher empfiehlt in einem Interview der Süddeutschen Zeitung, dass Eltern unbedingt den richtigen Zeitpunkt abwarten sollten. Denn in einer Zeit großer Umbrüche oder familiären Veränderungen bräuchten die Kinder besonders viel Halt und Schutz.

„Wenn gerade keine großen Veränderungen für das Kind anstehen und es ein bisschen autonomer wird, sich nicht mehr so an die Mutter klammert und wenn die Eltern merken, dass das Schnullern nur noch eine schlechte Gewohnheit ist, dann können sie ihn tagsüber schon mal verschwinden lassen“, erklärt Keicher. Damit daraus kein Versteckspiel wird, rät sie, das Thema mit dem Kind zu besprechen. In etwa so: „Du bist doch so groß, du brauchst den Schnuller beim Spielen gar nicht mehr.“ Und wenn das Kind gut gelaunt spielt, den Schnuller beiseite räumen. Das führe bei vielen Kindern zu der Einsicht, dass sie ihn tagsüber tatsächlich nicht brauchen. Was tagsüber gelingt, kann nachts jedoch zur echten Herausforderung werden. Keicher plädiert dafür, das Schnullerthema nicht zu einem Machtkampf zwischen Eltern und Kind werden zu lassen und den Abschied auf keinen Fall zu erzwingen.

Ein Ersatz für den fehlenden Schnuller, beispielsweise ein Kuscheltier, könne helfen - aber hauptsächlich läge es in dieser Trennungsphase an den Eltern, den Verlust des Schnullers mit viel Verständnis, körperlicher Nähe, Aufmerksamkeit und Gesprächen auszugleichen, um dem Kind so die nötige Sicherheit zu geben.

Abschiedsrituale können hier manchmal sehr hilfreich sein – denn die Kinder bekommen eine genaue Vorstellung davon, was mit ihrem Lieblingssauger passieren soll. Dazu einige Ideen:

  • Dem Weihnachtsmann oder Osterhasen mitgeben: Weihnachten und Ostern sind gute Anlässe, um den Schnuller im Austausch für Geschenke an das Christkind oder den Osterhasen abzugeben.
  • An den Schnullerbaum hängen: Eine schöne Tradition aus Dänemark ist der sogenannte Schnullerbaum, den es in manchen deutschen Städten gibt. Hier können Kleinkinder ihre Schnuller an den Ästen aufhängen.
  • Die Schnullerfee: Ähnlich wie die Zahnfee holt sie sich in der Nacht den Schnuller ab und lässt zum Dank ein kleines Geschenk zurück. Bei uns durfte übrigens die Schnullerfee eine beträchtliche Ansammlung von Schnullern mit in ihr Feenreich nehmen.
  • Verschenken: Das Kind kann seinen Schnuller an ein jüngeres Baby aus dem Bekanntenkreis weitergeben.
  • Geschichten: Es gibt wunderbare Bilderbücher, in denen es um das Schnuller-Abgewöhnen geht.
Rosa Buchcover des Buches "Tschüss, mein kleiner Schnuller.

Buchtipp

„Tschüss mein kleiner Schnuller“
Keicher, Ursula (Text), Gisela Dürr (Illustrationen): Pattloch-Verlag, 2006 32 Seiten, 9,95 Euro, ISBN 3629012779