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Der CO2-Fußabdruck zeigt die Folgen des eigenen Konsums

01.04.2020

Jeder von uns konsumiert Tag für Tag. Seien es Ressourcen im eigenen Zuhause, Lebensmittel oder andere Utensilien des alltäglichen Bedarfs. Doch dieser Konsum hat Folgen, die auf den ersten Blick oftmals nicht sichtbar sind. Dazu zählen etwa CO2-Emissionen. Der CO2-Fußabdruck macht diese sichtbar. Wir sprachen auch mit der Landesgeschäftsführerin des BUND Baden-Württemberg, Sylvia Pilarsky-Grosch. Was sie zum Thema zu sagen hat, finden Sie am Ende des Artikels

Ganz allgemein bezeichnet der Begriff CO2-Fußabdruck die Spuren des Konsums, die jeder von uns auf der Erde hinterlässt. Denn durch Konsum entstehen die sogenannten CO2-Emissionen, also der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid. Damit zeigt der CO2-Fußabdruck eines Menschen auch, wie stark dieser zur Erderwärmung beiträgt. Dieses Gas wird im Alltag auch Kohlendioxid genannt oder mit seiner chemischen Formel CO2 bezeichnet.

CO2 - Vorkommen, Nutzen, Gefahren

CO2 wird durch viele natürliche Prozesse freigesetzt, wie etwa die Zellatmung oder den Zerfall toter Organismen. CO2 baut sich nicht eigenständig ab, sondern es wird durch sogenannte Kohlenstoffsenker, wie etwa Gewässer und Grünpflanzen, gespeichert beziehungsweise in andere Stoffe umgewandelt. CO2 hat einen großen Einfluss auf unser Klima, denn als Treib­hausgas in der Luft absorbiert es einen Teil der Erdwärme und strahlt diese zurück auf die Erde. Da das CO2 nur etwa 0,04 Prozent der Luft ausmacht, ist diese Eigenschaft des Gases an sich gut, denn der natürliche Treibhauseffekt ermöglicht ein gemäßigtes Klima auf der Erde.

Steigt jedoch die Konzentration der Treibhausgase in der Erdatmosphäre, wirft die Erde weniger Wärmestrahlung der Sonne in den Weltraum zurück und die Erdatmosphäre erhitzt sich. Da es sich bei unserer Umwelt und insbesondere unserer Atmosphäre um ein fein austariertes System handelt, wird es schon durch kleine Änderungen gestört. Im Fall von Kohlendioxid lag die Konzentration in der Atmosphäre 800.000 Jahre lang nie über 0,03 Prozent, stieg dann aber seit der Industrialisierung auf über 0,04 Prozent.

Doch das betrifft nicht nur das CO2, denn auch weitere Gase sind als Treibhausgase bekannt. Dazu zählen etwa Methan oder F-Gase. Daher werden unter dem Begriff CO2-Emissionen häufig nicht nur Kohlendioxid, sondern weitere Gase mit einbezogen. Als Beispiel: Bei einem Flug wird nicht nur CO2, sondern auch Ozon und Wasserdampf freigesetzt. Trotzdem wird das alles zusammen als CO2-Emissionen, sprich CO2-Äqvivalente zusammengefasst.

Jeder verursacht CO2

Hohe Mengen an CO2 werden beispielsweise bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl oder -gas freigesetzt. Daher gibt es große Umwälzungen in der Politik und Wirtschaft, Klimaschützer fordern weitreichende Konsequenzen und Regelungen, die dem Klimaschutz dienen sollen. Doch auch jeder Verbraucher kann bei sich selbst beginnen, den eigenen CO2-Fußabdruck, sprich den eigenen Konsum und seine Folgen, zu überdenken.

Für echten Klimaschutz darf jede Person pro Jahr laut Umweltbundesamt nicht mehr als eine Tonne sogenannter CO2-Äquivalente (CO2e) verursachen. Im Moment verursacht jede*r Deutsche 11,6 Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr, also viel zu viel. Der individuelle Fußabdruck hängt vom Lebensstil ab, also von den Bereichen Wohnen, Mobilität, Ernährung und Konsum. Wenn man sich jetzt fragt, wie groß eigentlich der persönliche CO2-Fußabdruck ist, kann man das im Internet feststellen. Verschiedene Organisationen, wie etwa das Umweltbundesamt, haben online einen Rechner für den CO2-Fußabdruck.

Wer nun denkt „ach, ich kann doch eh nichts bewirken. Das ändert doch eh nichts“, sollte nicht so schnell verzagen. Denn es zählt jeder kleine Schritt, jedes kleine Umdenken kann bei dem Nächsten wiederum etwas anstoßen. Solch kleine Schritte sind beispielsweise, einmal wöchentlich auf Fleisch zu verzichten oder häufiger Bus und Bahn anstatt des eigenen Autos zu nehmen. So kann bereits eine kleine Entscheidung zugunsten des Klimaschutzes weitere gute Taten nach sich ziehen. Diese kleinen Entscheidungen sind es, die sowohl das eigene Leben als auch den CO2-Fußabdruck nachhaltig verbessern können. Somit ist keine Geste zu klein oder zu unbedeutend.

Anregungen zum Einsparen von CO2

  • Auto stehen lassen, stattdessen zu Fuß gehen oder Fahrradfahren
  • Bus und Bahn nutzen, anstelle von Flugzeugen
  • saisonale und regionale Lebensmittel kaufen
  • weniger tierische Produkte essen
  • Ökostrom beziehen
  • bei Neuanschaffungen von Elektrogeräten auf Energieeffizienz achten
  • bewusster kaufen, Second Hand nutzen oder Verzicht üben
  • bei Neukauf auf nachhaltige Produktion, Langlebigkeit und gute Qualität achten

Es gibt noch viel zu tun

Der Luftballon sprach mit Sylvia Pilarsky-Grosch darüber, was die Politik und jeder Einzelne tun kann, um CO2 zu reduzieren.

Wen sehen Sie beim Thema „CO2-Emissionen verringern“ allgemein in der Pflicht?

Zum einen muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, dass in Deutschland weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Dazu gehört zum Beispiel eine wirksame CO2-Steuer. Die Bundes- und Landespolitik in Deutschland muss sich an den Zielen der Pariser Klimaschutzkonferenz vom Dezember 2015 orientieren. Damals hat die internationale Staatengemeinschaft beschlossen, die Erderwärmung auf deutlich unter 2° Celsius, möglichst auf 1,5° Celsius zu begrenzen.

Natürlich müssen wir aber auch unser eigenes Leben ändern. Die Kernfrage lautet: Was brauche ich wirklich für ein gutes Leben? Brauche ich eine Flugreise in ferne Länder oder werde ich nicht vielleicht mit einem Wanderurlaub in einem unserer Nachbarländer glücklicher? Muss es die wässrige Tomate im Winter sein oder geht auch wohlschmeckendes Lagergemüse?

Können Sie für Baden-Württemberg ein negatives und ein positives Beispiel in Bezug auf CO2-Fußabdruck nennen?

Um mit dem Negativen anzufangen: Die Reduktionsziele wurden bisher nicht erreicht, auch weil die Landesregierung bei der Wahl der Maßnahmen zu zaghaft ist. Bis 2030 möchte Baden-Württemberg den Treibhausgasausstoß um 42 Prozent und bis 2050 um 90 Prozent gegenüber 1990 verringern. Damit verfehlen wir die Klimaschutzziele von Paris. Auch mit dem Ziel der neuen EU-Kommission, bis 2050 treibhausgasneutral zu werden, sind die baden-württembergischen Vorgaben unvereinbar.

Es gibt noch viel zu tun: Zum Beispiel muss das Kohlekraftwerk Mannheim schnellstmöglich vom Netz und durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden. Es ist für 10 Prozent des CO2-Ausstoßes in Baden-Württemberg verantwortlich. Gleichzeitig muss Baden-Württemberg den Ausbau der Windenergie im Südwesten wiederbeleben, mehr in Solarenergie investieren und sich bundesweit im Bereich Mobilität für ein Tempo-Limit von zumindest 130 Stundenkilometern einsetzen.

Und nun zum Positiven: Der Doppelhaushalt 2020/2021, der im Dezember beschlossen wurde, stellt insgesamt 290 Millionen Euro für verschiedene Maßnahmen zum Natur- und Umweltschutz zur Verfügung. Dazu gehört unter anderem der dringend benötigte Notfallplan Wald. Das sind Schritte in die richtige Richtung. Aber wie gesagt, die Ziele zur CO2-Reduktion reichen nicht aus.

Welchen Eindruck haben Sie von der Landeshauptstadt im Umgang mit der Klimakrise?

Ende Dezember hat der Gemeinderat in Stuttgart das Aktionsprogramm „Weltklima in Not – Stuttgart handelt“ beschlossen, um die Landeshauptstadt bis 2050 klimaneutral zu machen. Dafür sollen 200 Millionen Euro eingesetzt werden. Das ist ein wichtiger Schritt, allerdings muss sich jetzt zeigen, wie die Stadt dieses Ziel erreichen will. Bisher scheint es eher so zu sein, dass Stuttgart noch nicht verstanden hat, was die Stunde schlägt. Erst kürzlich hat der Aufsichtsrat des Flughafens, der Stadt und Land gemeinsam gehört, enorme Investitionen beschlossen.

Buchtipps

Das weiße Cover des Buches „Vier fürs Klima“ bildet viele farbige Silhouetten ab wie beispielsweise Menschen, Autos etc. Der Buchtitel steht in mehreren Farben in der oberen Hälfte des Buchcovers.

Petra Pinzler und Günther Wessel, Vier fürs Klima – Wie unsere Familie versucht, CO²-neutral zu leben, Droemer Knaur, 2018, ISBN: 978-3-426-27732-4, Preis etwa 18 Euro

Das Cover des Buches „Wir sind das Klima!“ ist dunkelrot, in der Mitte ist der Globus in Form eines rundherum angebissenen Apfels dargestellt.

Jonathan Safran Foer: Wir sind das Klima! Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können. Titel der Originalausgabe: We are the Weather. Saving the Planet begins at Breakfast, Kiepenheuer & Witsch, 2019, ISBN 3462053213, Gebundenes Buch Preis rund 25,00 Euro je nach Anbieter