
CO2-Fußabdruck: Kleidung
Hoher Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln beim Anbau von Baumwolle, die Herstellung, lange Transportwege – Kleider sind wahre CO2-Schleudern. Deshalb sollte man auch hier das eigene Konsumverhalten überdenken.
150 Milliarden Kleidungsstücke werden jedes Jahr weltweit produziert. Gut 30 Prozent davon werden nie verkauft und 12,8 Millionen Tonnen Mode landen jährlich auf Müllhalden. Eine Million davon kommt aus Deutschland.
Die Textilproduktion hat sich seit der Jahrtausendwende weltweit verdoppelt. Die Tragedauer unserer Kleidung hingegen hat sich deutlich verkürzt. So platzen Container und Lagerhallen von unverkaufter Mode aus allen Nähten, unsere Kleiderschränke sind überfüllt und Altkleidersammler wissen nicht mehr, wohin mit dem ganzen Zeug. Denn die Mode ist längt zu einem Wegwerfartikel mit zunehmendem Synthetik-Anteil geworden. Je mehr Mischfaser und Synthetik sie enthält, desto schwieriger ist die Weiterverwertung.
Die UN bezeichnet die Modebranche als einen ökologischen und sozialen Notfall. Näherinnen und Textilarbeiterinnen aus den ärmsten Ländern der Welt arbeiten zehn Stunden täglich für Hungerlöhne, die nie und nimmer ausreichend sind. Nicht für eine einzelne Person, schon gar nicht für eine Familie. Urlaub oder eine Versicherung bekommen sie nicht, dafür findet ihre Arbeit unter fraglichen hygienischen Bedingungen statt. Die schnelle Textil-Industrie verschwendet Ressourcen, verschmutzt Gewässer und forciert schlechte Arbeitsbedingungen in gigantischem Ausmaß. Reiht man die zahlreichen Fakten aneinander, wird einem schwindelig. Also möchte man hierzulande seine mehrköpfige Familie mit fairer Kleidung ausstatten. Bei wachsenden Kindern alle paar Monate – ist das machbar? Und gibt es diese Kleidung überhaupt?
Faire Labels
Je länger ein Kleidungsstück getragen wird, desto nachhaltiger ist es. Die Verbraucherzentrale rät darauf zu achten, nur Kleidung zu kaufen, die man auch länger tragen wird. Damit sollte man dann schonend umgehen und diese flicken, statt wegzuwerfen. Ungenutzte Kleidung kann verkauft oder verschenkt werden. Das minimiert zwar immer noch nicht das Über-Angebot, senkt aber minimal die Nachfrage und damit verbessert man den eigenen CO2-Abdruck. Alle Familienmitglieder von Kopf bis Fuß in gebrauchten Artikeln einzukleiden, ist allerdings nicht realistisch.
Wer nicht selbst nähen und schneidern kann, der kann auf faire Labels setzen. Öko-Label aller Art beweisen, dass Slow- und Fair-Fashionproduktion möglich sind und erleichtern den nachhaltigen Einkauf. Doch dieser bleibt teurer, weil er mit der Massenproduktion nicht mithalten kann.
Investitionen müssten den Ökos unter die Arme greifen und die Ökolabels sollten die neuen Marken werden, die sich alle Youtube- und Instagram-Promis an die Stirn kleben. Dann bliebe zwar immer noch fraglich, ob sich eine alleinerziehende Mutter ein Öko-Kleid gönnen kann, aber ein großer Schritt wäre getan. Wer alles richtig machen will, überdenkt seinen ganzen Lebensstil, also könnte man nach der Devise „lieber Qualität als Masse“ auch beim Kleiderkauf handeln. Greenpeace Stuttgart hat dazu einen Ratgeber „Kleidung“ herausgebracht, der Läden auflistet, wo der Einkauf umweltverträglich möglich ist. Und wer sich vor lauter Alltagszwängen keine Nachhaltigkeit leisten kann, strampelt weiterhin in Secondhandkleidung mit dem alten Fahrrad durch den Kessel.
Infos zu nachhaltiger Kleidung und Labels:
www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/faire-kleidung-das-bedeuten-die-siegel-7072
Der Dachverband Entwicklungspolitik bietet Future-Fashion-Touren durch Stuttgart an:
www.futurefashion.de